Was soll man sagen? Eines Tages fand ich einen Zettel hinter dem Scheibenwischer meines Autos geklemmt. Nein, kein Strafzettel – diesmal war es eine besondere Nachricht, deren Inhalt ich später enthüllen werde. Hoffentlich kommt dabei auch der Spaß nicht zu kurz.
Doch es ist etwas Besonderes mit solchen Zetteln oder handgeschriebenen Notizen. Man spürt förmlich die Emotionen dahinter, denn jemand musste sich die Zeit nehmen, diese Zeilen zu verfassen. Das ist etwas ganz anderes als ein synthetischer Social Media-Post, der ins Netz geklatscht wird und möglicherweise sogar von einem Bot stammt. Da bleibt oft nur noch synthetisierte Emotion übrig, die man fast riechen kann, trotz der Distanz eines Bildschirms.
Ein handgeschriebener Zettel ist dagegen ein Unikat. Ob es darum geht, sich an etwas zu erinnern, jemandem im Wohnhaus eine Nachricht zu hinterlassen oder Informationen zu teilen, es ist einfach traumhaft. Oft sind diese Zettel aus ihrem Kontext gerissen reines Unterhaltungsgold und eine Form von Alltagshumor, die einfach unübertroffen ist. Ein gutes Beispiel dafür sind die Alltagspoeten, die solche Meisterwerke aus Wien sammeln und auch Dialoge zwischen Personen festhalten. (Wiener Alltagspoeten)
Auch der verstorbene Roger Willemsen wusste diese Art der Kommunikation zu schätzen. Er ging oft spazieren, sammelte solche Zettel vom Boden auf und amüsierte sich über die festgehaltenen Auseinandersetzungen, freudigen Ereignisse oder einfach nur Einkaufslisten.
Ein weiterer Vorteil: Man kann sich Notizen auf kleinen quadratischen Zetteln machen. Am Ende baue ich damit einen Turm und hoffe wie bei Jenga, dass das „Bauwerk“ nicht einstürzt und all die wichtigen Informationen für immer darunter begraben werden. Erstaunlicherweise erinnert man sich oft trotzdem an die Notizen, wenn der Zettel verloren geht. Fast schon eine magische Gedächtnisstütze, dieses handschriftliche Erfassen.
Jetzt zum Ende der lustigen Nachricht, die mir jemand, der mich vermutlich nicht zu seinen Favoriten zählt, hinterlassen hat – und die mich tatsächlich sehr amüsierte.
Der Zettel hatte zwei Seiten. Auf der einen Seite stand eine Einkaufsliste:
1 L Milch, Eier, Brot, Äpfel und Schokolade.
Noch nichts wirklich Unterhaltsames, abgesehen davon, dass es ein eher kleiner Einkauf war – halbwegs ausgewogen mit einem süßen Extra als Belohnung. Doch die Rückseite trug eine wundervolle Botschaft an mich, vermutlich nach innen gerichtet, damit ich sie vom Fahrersitz aus lesen konnte:
"Du [Name] bist das unsympathischste A..., das mir jemals untergekommen ist."
Es war leider kein Kontext gegeben, aber ich musste herzhaft lachen. Es war jemandem wirklich wichtig genug, dies mit einem Kugelschreiber niederzuschreiben und es extra hinter meine Windschutzscheibe zu klemmen. Wenn man den Aufwand bedenkt, erkennt man, wie echt diese Emotion gewesen sein muss. Diese Nachricht bringt mich bis heute zum Lachen und zeigt, dass echte Emotionen immer noch irgendwo da draußen auf Zetteln versteckt sind – manchmal hinter Windschutzscheiben, manchmal auf Anschlagtafeln oder einfach auf der Straße. Es gilt, sie nur zu finden.