Weihnachtsfahrt zum Kuchenglück: Ein urbanes Abenteuer
Von Sardinenbüchsen und Panettone-Missionen: Eine weihnachtliche Odyssee
In meiner Familie haben wir schon vor längerer Zeit aufgehört, uns an Weihnachten Geschenke zu machen, denn es geht ja um die Zeit, die man miteinander verbringt. Klingt jetzt kitschig, ja, aber so ist es, da wir alle nicht wissen, wie alt wir werden. Zeit ist und bleibt das kostbarste Gut im Leben.
Damit entgehen wir eigentlich dem Weihnachtswahnsinn und Stress ziemlich. Besonders, da wir auch unseren Essensplan umgestellt haben: Wir essen immer geräucherte Forelle aus der Region, und es ist wunderbar. Diese wird gekauft und dann serviert – der ganze Aufwand tendiert gegen null.
Allerdings entkommt man der Sache nicht ganz, wenn man Lebkuchen mag. Die muss man schon im September kaufen und dann verputzen, denn im Dezember gibt es keine mehr. Stattdessen sind wir schon bei den Schoko-Osterhasen angekommen – die „Jahreszeiten der Schokolade“ könnte man es liebevoll nennen. Hat nichts mit der Realität zu tun, aber so ist es nun mal. Vermutlich angepasst an den Klimawandel, bei dem auch keine klare Wetterzuordnung mehr möglich ist.
Damit wäre meine Weihnachtszeit eigentlich zusammengefasst, doch dieses Jahr ereignete sich etwas ganz Spannendes. Der Wunsch wurde geäußert, ich solle doch bitte einen Panettone mit Schokoladenfüllung in Wien besorgen. Natürlich sagte ich sofort zu, denn ich wusste, ich habe ein Geschäft ums Eck, wo ich diesen sonst immer bekomme. An einem Samstag spazierte ich gegen 16 Uhr dorthin und stellte mit großer Überraschung fest: Kein Panettone. Ich fragte nach, und der Verkäufer sagte mir, sie hätten heuer keine Lieferung bekommen. Nun hatte ich den Salat, aber keinen Panettone. Da es meine letzte Möglichkeit war, diesen italienischen Kuchen zu besorgen, blieb mir nur, andere Geschäfte zu suchen.
Natürlich war klar, dass der Laden, der noch halbwegs in Reichweite war, eine halbe Stunde mit der Straßenbahn entfernt lag. Also rein in die Straßenbahn, die voller Leute war. Vermutlich alle auf Einkaufstour, so wie ich, der Esel, der alles auf den letzten Drücker gelassen hatte, weil man ja dachte, es sei eh ums Eck. Aber nein, bloß nicht drei Tage früher hingehen, da könnte man ja was verpassen. So war ich in dieser Sardinenbüchse der Fortbewegung gefangen, mit FFP2-Maske, aber die Luft stand still. Es gab immer wieder Verzögerungen, und nichts ging vorwärts.
Vor allem in Wien haben die Leute ein Talent, aus den simpelsten Regeln ein kompliziertes Gewirr zu machen. Zuerst aussteigen lassen, bevor man einsteigt? Unmöglich, da der Geduldsfaden nicht mitspielt. Den ganzen Zug ausnutzen? Auch nicht möglich, die Türen am Anfang des Zuges und in der Mitte werden gestürmt. Im hinteren Abschnitt ist niemand. Und die Leute im Inneren des Zuges nutzen nicht den ganzen Platz und drängen sich bei den Türen. Also ein Teufelskreis. Aber zu Weihnachten ist auch der hintere Abschnitt voll. Und selbst wenn die Straßenbahn voll ist, versucht immer noch jemand einzusteigen. Ein Spaß für alle.
Im Geschäft angekommen, bekam ich den Panettone und kaufte ihn. Jetzt war die Rückreise noch besser, da ich diesen Kubus einer Verpackung mitschleppen und mich um die Sicherheit des Kuchens kümmern durfte.
Naja, der Kuchen ist unbeschadet angekommen, und ich konnte ihn schon genießen. Also dann trotzdem ein paar besinnliche Tage und frohe Weihnachten.