Es mag überraschend erscheinen, dass gerade ich diesen Artikel schreibe. Man merkt aber, dass man – und in meinem Fall bedeutet das wirklich sehr viel – Zeit in einer digitalen Blase verbringt. Um das besser zu verstehen, hier eine kurze Anekdote: Mein Vater nutzte wegen seiner Selbstständigkeit lange Online-Banking. Als er in Rente ging, entschied er, dass er es nicht mehr braucht. Die Abbuchungen laufen ja eh automatisch, und die drei Belege im Monat trägt er zur Bank. Er muss immer etwas schmunzeln über die Betrugsmaschen, da ihm diese nicht passieren können.
Natürlich zahlt er etwas mehr für den Bankbesuch, aber das ist ihm egal. Er erspart sich Ärger und alles ist gut. Als ich ein neues Smartphone bekam und die Zwei-Faktor-Authentifizierungs-App übertragen musste, verstand ich plötzlich, warum man kein Online-Banking mehr wollen könnte. Es ist zwar praktisch, aber es bringt auch viel Ärger mit sich, wenn Dinge nicht funktionieren.
Doch muss wirklich alles digital sein? Ich schaue auf mein Smartphone, um die Uhrzeit zu erfahren, benutze es als Wecker und ständig ist es zur Hand. Auf der Busfahrt nutze ich alle möglichen Apps. Diese Dinge müssen ständig aufgeladen und „gewartet“ werden, um funktionsfähig zu bleiben. Was passiert, wenn das Handy mal leer ist? Vermutlich nichts, und das wäre wahrscheinlich sogar positiv. Aber es könnte ja sein, dass man es gerade dringend braucht, da mittlerweile das ganze Leben darauf stattfindet. Ein kleines schwarzes Rechteck, quasi der digitale Tropf, der uns am Leben hält oder zumindest ein Leben ermöglicht – wer hätte das gedacht? Diese Zeilen von mir zu lesen, kommt mir selbst seltsam vor.
Die ständige Bestrahlung durch den Bildschirm führt eigentlich zu nichts. Entsteht dadurch etwas? Tut man etwas für sich oder etwas Nützliches? Die Antwort ist nein, man wird zum reinen Konsumenten von Inhalten, und die Plattformen verdienen daran, während sie unsere Interessen verwursten.
Deshalb muss ich mir ernsthaft die Frage stellen: Sollte ich nicht wirklich reduzieren und aufräumen? Ein gutes Beispiel ist die Übernahme von Twitter durch Elon Musk. Das war der perfekte Anlass, meinen Account endgültig zu löschen. Und ehrlich gesagt, es fehlt mir überhaupt nicht – es ist ein Segen. Jetzt nutze ich Threads, aber viel selektiver und nicht regelmäßig. Trotzdem bleibt die Frage, ob ich es nicht einfach in den digitalen Kosmos schicken und sagen sollte: Pfeif drauf.