Solero Revisited: Eine Zeitreise im Tiefkühlfach
Von der Kunst, Nostalgie zu schmecken, ohne im Gestern zu frieren
Ganz zufällig stieß ich darauf: dieses gute alte Solero-Eis – oder besser gesagt, eine Nachahmung desselben nur kleiner. Schon damals war dieses Eis ein Traum, und ich konnte nie verstehen, warum es aus dem Sortiment genommen wurde. Aber das ist nun Geschichte, habe ich es doch wiedergefunden.
Allerdings schmeckt es nicht mehr ganz wie früher – dennoch ausgesprochen lecker. Man fragt sich, wohin die Einleitung führen soll. Die Antwort darauf ist simpel: Teilweise leben wir gefangen in einer Welt voller Erinnerungen und Nostalgie, was durchaus seinen Charme hat, allerdings auch das Entdecken von Neuem behindern kann. Denn die Welt ist voller neuer Entdeckungen, und nichts ist mehr so, wie es einst war.
Dabei vergisst man leicht, dass viele unserer Erinnerungen mit bestimmten Ereignissen oder Emotionen verknüpft sind. Wir waren jünger, erkundeten die Welt oder waren uns über vieles noch nicht im Klaren. Das Leben war insgesamt leichter und unbeschwerter.
Doch das Sehnen nach der Vergangenheit ist kontraproduktiv, wenn es uns in der Erinnerung und der Nostalgie schwelgen lässt. Stattdessen könnten wir Neues ausprobieren und uns sagen: Es gab einmal ein Solero-Eis. Doch ich muss auch selbstkritisch sein und zugeben: Heute gibt es so viele andere und neue Eiscremesorten, die fantastisch sind – man muss sie nur entdecken und probieren.
Das Eis dient somit mehr als Metapher und steht dem Erleben neuer Eindrücke und Erfahrungen im Weg. Dennoch muss ich eingestehen, dass die Solero-Nachahmung besser ist als die Neuauflage des Cheesy.
Zurück zu den Emotionen, Eindrücken und Gefühlen, die wir mit Konsumgütern oder Musik verbinden: Sie sind eine klassische Verknüpfung in unsere Synapsen, die uns an eine bestimmte Zeit erinnert. Manche Erinnerungen sind tiefer verwurzelt als andere und höchst individuell. Trotzdem ist es wichtig, den Blick klar zu halten und auch mal Neues zu probieren – unabhängig davon, ob es uns gefällt oder nicht. Die Frage, ob wir etwas können, ist nebensächlich; wenn es Spaß macht, kann man es lernen.
Denn sonst enden wir wie ein Eis in der Sonne: geschmolzen und vergänglich.